Hier haben wir für Sie alle wichtigen Informationen rund um den Aktivitätstest zur Mobilität im Rollstuhl, kurz AMR®, zusammengefasst.
Erfahren Sie mehr über Durchführung und Auswertung sowie zu den Hintergründen des Tests. Darüber hinaus halten wir das umfassende Testmaterial für Sie bereit.
Bei Fragen zum Test steht Ihnen Projektleiterin Tanja Bungter gern zur Verfügung. Richten Sie Ihre EMail bitte an bungter@fi-bs.de.
Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben durch eine möglichst hohe Mobilität zu unterstützen, ist ein entscheidendes Rehabilitationsziel für Menschen mit Querschnittlähmung, die im Alltag auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Eine möglichst gute, den funktionellen Voraussetzungen entsprechende Rollstuhlmobilität in alltäglichen Lebenssituationen wie z.B. die Bewältigung eines Bordsteines oder einer Steigung ist dabei ein wesentlicher Förderfaktor. Aus diesem Grund bedarf die Förderung der Rollstuhlmobilität im Rahmen des Rollstuhltrainings eines besonderen Augenmerks in der Erst- und lebenslangen Rehabilitation bei Querschnittlähmung.
Der AMR® verfolgt das Ziel im Rahmen eines ökonomischen und praktikablen Settings Informationen zur Rollstuhlmobilität bei Querschnittlähmung zu ermitteln. Der Test ist als therapeutisches Messinstrument entwickelt, um die Fähigkeit einer auf den Rollstuhl angewiesenen Person mit Querschnittlähmung im Umgang mit dem Rollstuhl zu beurteilen. Er bietet die Möglichkeit, objektive Erkenntnisse zur Leistungsfähigkeit im Umgang mit dem Rollstuhl zu ermitteln. Diese Ergebnisse können im Rehabilitationsprozess bei Querschnittlähmung insbesondere genutzt werden
(1) zur Verlaufsdokumentation des Fähigkeitsfortschritts eines Patienten im Umgang mit seinem Rollstuhl innerhalb einer Institution (Klinik, Rehabilitationseinrichtung),
(2) zur Planung des Rollstuhltrainings,
(3) zur Argumentation der Effektivität des Rollstuhltrainings institutsintern und gegenüber externen Institutionen (z.B. Leistungserbringern) und
(4) als objektive Rückmeldung gegenüber dem Patienten zu seinen Fähigkeiten im Umgang mit dem Rollstuhl.
Durch die Anwendung des Verfahrens kann die Entscheidung getroffen werden, ob bereits eine ausreichende Fähigkeit im Umgang mit dem Rollstuhl besteht oder ob das Rollstuhltraining intensiviert werden sollte.
Das Testverfahren wurde anhand von Forschungsdaten zur Indikation „Querschnittlähmung“ entwickelt und überprüft. Es eignet sich nach bisherigen Forschungserkenntnissen für querschnittgelähmte Personen in der Erstrehabilitation (nach mindestens 10 durchgeführten Rollstuhltrainingseinheiten) und für Wiederaufnahmefälle als Selbstkontrolle und Trainingskontrolle.
Im Rahmen des Entwicklungsprozesses wurde deutlich, dass aufgrund funktioneller Unterschiede eine Differenzierung in zwei AMR® Versionen für (1) komplette und inkomplette Paraplegiker (Läsionshöhe TH1 und tiefer) und (2) komplette und inkomplette Tetraplegiker (Läsionshöhen C5 bis C8) sinnvoll ist.
Alle Aufgaben im AMR® stellen alltägliche Situationen für Menschen mit einer Querschnittlähmung dar, die von grundlegender Bedeutung für die Teilhabe dieser Zielgruppe am gesellschaftlichen Leben sind. Der Test ist im Sinne der ICF anforderungsorientiert und wird unter standardisierten Bedingungen durchgeführt. Die Probanden sollen versuchen, ihre beste individuelle Leistungsfähigkeit in den jeweiligen Testsituationen zu zeigen. „Die“ richtige Ausführung einer Aufgabe existiert dabei nicht.
Die Aufgaben, die im Test enthalten sind, finden sie hier: AMR_Aufgaben
Die Beurteilung, die auf der Basis von fünf Fähigkeitsleveln erfolgt, wobei Level 1 die geringste bzw. keine Fähigkeit und Level 5 ensprechend die höchste Fähigkeit bei der Aufgabenbewältigung bezeichnet, finden sie hier: AMR_Beurteilung.
Die Beurteilung wird durch einen geschulten Sport- oder Physiotherapeuten durchgeführt. Die Testung kann in jedem Raum stattfinden, der eine große ebene Fläche bietet (vorzugsweise Sporthalle). Der Test wird nach standardisiertem Bauplan aus stabilen Multiplexplatten gefertigt. Die Elemente können jederzeit auf- und abgebaut und flexibel angeordnet werden. Es hat sich allerdings die Anordnung nach Aufgabenreihenfolge für einen reibungslosen Testablauf bewährt.
Der Zeitaufwand beläuft sich auf ca. 15-20 Minuten reine Testzeit. Die Beurteilung erfolgt während der Beobachtung des Tests. Die Eingabe, Auswertung und Archivierung der AMR ® -Daten kann manuell als Papierversion oder elektronisch anhand des Programms AMR ® erfolgen. Grundsätzlich müssen für eine erfolgreiche Auswertung aller Items getestet und im Testbogen vermerkt sein. Die Aufgaben, die vom Patienten als unlösbar betrachtet und deshalb ausgelassen werden, müssen mit dem Fähigkeitslevel 1 bewertet werden.
Die Auswertungen des Tests können itemweise oder als Gesamtscore (Summe der Einzelitems) ermittelt werden. Die Bewertung der Fähigkeiten wird anhand der bisher ermittelten Normwerte in drei Kategorien eingeteilt:
· hoch
· mittel
· gering
Die vorliegende Einteilung bietet die Möglichkeit, den Förderungsbedarf bzw. den Entwicklungsfortschritt im Verlauf für die betroffene Person aufzuzeigen. Im Gesamtscore können Paraplegiker eine Minimalpunktzahl von 16 und eine Maximalpunktzahl von 80 erreichen. Das Minimum der Tetraplegiker liegt bei 14 und das Maximum bei 70 Punkten. Sollte ein Proband eine Aufgabe nicht korrekt ausführen (z.B. Aufgabe „vorwärts eine Stufe hoch“ wird rückwärts ausgeübt) wird der Proband gebeten, diese nochmals korrekt nach Aufgabenstellung durchzuführen. Bei der Bewältigung der Stufen und der Steigungen besteht die Regel, dass bei der Vergabe des Fähigkeitslevels 1, die darauf folgende schwerere Stufe/Steigung nicht mehr durchgeführt und ebenfalls mit Level 1 beurteilt wird.
Sollte der Test manuell ausgewertet werden, können die Normwerte jedes einzelnen Items als Referenz herangezogen werden. Zur Beurteilung der Rollstuhlmobilität im Gesamtkonstrukt müssen die Werte der Einzelitems addiert werden.
Bei Verwendung des Programms AMR ® erfolgt die Auswertung des Tests automatisch. Die drei Kategorien finden dabei folgende farbliche Darstellung:
· gering
· mittel
· hoch
Das Datenblatt kann unter der Dateiendung .amr auf jedem Rechner gespeichert und über das Programm jederzeit wieder aufgerufen werden. Zudem besteht die Möglichkeit die Daten für jeden Patienten als Übersicht auf einer Seite auszudrucken. Da viele Kliniken nicht mit Farbdruckern ausgestattet sind, wird im Ausdruck die farbliche Darstellung in die zugehörigen Kategorien „hoch“, „mittel“, „gering“ umgewandelt.
Ein Video zum AMR-Test finden sie hier.