Anlässlich der Fachtagung „DASpo – Durch Assistenz zu mehr Sport!?“ kamen am 16. November 2017 über 100 Vertreter*innen der Eingliederungshilfe, der Sportverbände und Vereine, der Wohlfahrtsverbände, der Politik sowie Privatpersonen und Familienvertreter nach Köln. Die Fachtagung sollte zum Ende des seit 2015 von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW geförderten Projektes dazu beitragen die gewonnenen Erkenntnisse einem breiten Publikum vorzustellen und zu diskutieren. Welche Assistenzleistungen für den Sport gibt es? Wie sind die Bedarfe, und wie kann es umgesetzt werden? Das sind einige der Fragestellungen, die an diesem Tag im RheinEnergieStadion unter der Moderation von Dr. Volker Anneken und Dr. Vera Tillmann besprochen wurden.
Katharina Sauerland (Projektleiterin) präsentierte erste Ergebnisse des dreijährigen Forschungsprojektes.
Folgende Kernaussagen wurden u.a. festgehalten:
Es gibt bei allen befragten Zielgruppen ein Informationsdefizit zu dem Thema Assistenz im Sport. In den Befragungen wurde deutlich, dass es bereits eine ganze Reihe an Möglichkeiten gibt, Assistenz zum Sport zu bekommen, diese aber kaum bzw. nicht genutzt werden, da sie nicht bekannt sind.
Es besteht (auch fachlicher) Beratungsbedarf auf allen Seiten.
Netzwerkbildung ist notwendig und kann für alle Seiten einen besseren Informationsaustausch bedeuten.
Die Ergebnisse wurden in zwei Podiumsrunden, im aktiven Zusammenspiel mit dem Plenum, intensiv diskutiert. Im Vormittagsbereich lag der Fokus auf rechtlichen und strukturellen Aspekten. Zum Einstieg in die Thematik stellte Herr Christoph Esser (Lebenshilfe NRW e.V.) die aktuellen Rechtsgrundlagen von sog. Assistenzleistungen im Zusammenhang mit dem Bundesteilhabegesetz (BTHG) vor.
An der anschließenden ersten Podiumsdiskussion nahmen der Düsseldorfer Sozialrechtsexperte Dr. Harry Fuchs, Beate Kubny, Abteilungsleiterin im Dezernat Soziales des Landschaftsverbands Rheinland und Nicolas Niermann vom DJK DV Köln e.V., teil.
Durch die zum Teil sehr unterschiedlichen Blickwinkel der Kostenträger, Sportverbände, Vereine, Einrichtungen der Eingliederungshilfe sowie der betroffenen Personen wurde deutlich, dass trotz neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen in der Praxis viele Fragezeichen weiter bestehen. So unterstrich Dr. Harry Fuchs, dass das Gesetz zwar „die Alltagsassistenz auch für den Sport- und Freizeitbereich als wichtigen Bestandteil für gesellschaftliche Teilhabe“ festschreibe, es jedoch im Ermessensspielraum der Kostenträger liegt, die Art und Weise und die Höhe der Finanzierung festzulegen. Das, so der Rechtsexperte, sei „zu wenig, um eine in der Praxis gelingende Teilhabe und Selbstbestimmung umsetzen zu können.“
Am Nachmittag ging es konkret um die Ergebnisse aus den Erhebungen für die Praxis. Katharina Sauerland verwies u. a. darauf, dass es zwar heute bereits schon viele Möglichkeiten gibt, durch Assistenz Sport auszuüben, diese Informationen jedoch vielerorts kaum Vereinen, Sporttreibenden usw. vorliegen. Hier sollte eine bessere Vernetzung geschaffen werden, um die Informationslücken weitestgehend beheben zu können.
Dieses Ergebnis wurde u.a. in der zweiten Podiumsrunde mit Babara Combrink- Souhjoud (ZSL Köln), Lars Görgens (DJK Wiking Köln), Mathis Klima (Behindert – na und? e.V.) und Mark Solomeyer (Athletensprecher Special Olympics Deutschland) aufgegriffen und diskutiert.
Das FIBS wird im Frühjahr 2018 sowohl den wissenschaftlichen Projektbericht, als auch Handlungsempfehlungen für die Praxis veröffentlichen, die insbesondere für Sportvereine, Trainer*innen, Übungsleiter*innen, Beratungsstellen und Menschen mit Beeinträchtigung einen Leitfaden zum Thema „Assistenz und Sport“ bieten. Nähere Informationen dazu finden Sie ab April 2018 auf unserer Homepage.
Die Präsentationen der Fachtagung finden Sie hier (demnächst auch als barrierefreie Dokumente):