Wissenschaft trifft Praxis auf einem Abschlussworkshop zum Transfer der Ergebnisse zur Weiterentwicklung der beruflichen und sozialen Rehabilitation von Menschen mit Sehschädigung.

Am 5. November 2015 fand im Kleisthaus des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) in Berlin die Abschlussveranstaltung des mehrjährigen Forschungsprojekts „Förderung der beruflichen Rehabilitation und der Beschäftigungsfähigkeit von Menschen mit Sehschädigung durch regelmäßiges Sporttreiben“ statt. Nach der offiziellen Begrüßung durch die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Verena Bentele und Richard Fischels, verantwortlicher Unterabteilungsleiter im BMAS, führten Dr. Volker Anneken, Geschäftsführer des federführenden Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport (FIBS) und Dr. Hans Zeissig, Geschäftsführer des Berufsförderwerks Düren in das Projekt ein.

Unter den Teilnehmern waren die Geschäftsführer und Projektkoordinatoren der Berufsförderungswerke Mainz, Düren und Halle (Saale) und des Berufsbildungswerks Stuttgart, der Leiter des zuständigen Referats im BMAS, Matthias Nagel, sowie verschiedene Vertreter von Selbsthilfe- und Sportverbänden, Vereinen für Betroffene und Vertreter aus Politik und Wissenschaft. Gemeinsam beteiligten sie sich am Transfer der gewonnenen Ergebnisse zur Weiterentwicklung der beruflichen Rehabilitation und Teilhabe bei Sehschädigung.

Von l.n.r.: Elif Niedzwiedz, Adreas Schamberger, Henning Müller


Die vielfältigen Erkenntnisse der Interventionsstudie und die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen stellten Privatdozent Dr. Rainer Schliermann und Patrick Heydenreich – beide vom FIBS – vor. Unter anderem zeigte sich, dass die Rehabilitanden mit Sehschädigungen im Rahmen ihrer beruflichen Rehabilitation über gut ausgeprägte motivationale bzw. volitionale (willensbezogene) Voraussetzungen verfügen, grundsätzlich regelmäßig und dauerhaft an Sportangeboten teilzunehmen. Es empfiehlt sich, Sport im Lehrplan der Berufsförderungs- und Berufsbildungswerke fest zu verankern.

Im Rahmen eines Interviews gaben Henning Müller, Übungsleiter im Projekt im BBW Stuttgart, Andreas Schamberger, Übungsleiter im Projekt im BFW Düren, und Elif Niedzwiedz, Teilnehmerin des Projekts im BBW Stuttgart Auskunft über ihre persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen und veranschaulichten durch einen Praxisbericht die positiven Entwicklungen in den Einrichtungen.

Von l.n.r.: Patrick Heydenreich (FIBS) , Matthias Nagel (BMAS), Tanja Bungter (FIBS), Rainer Schliermann (FIBS) und Volker Anneken (Geschäftsführer FIBS)


Im Anschluss wurden weitere Ergebnisse vorgestellt und rege im Plenum diskutiert. Positiv hervorzuheben ist, dass ein Großteil der sportlich aktiven Rehabilitanden eine große Bereitschaft zeigen, andere Personen mit Sehschädigungen zu sportlicher Aktivität zu motivieren. Dies stellt für Sport- aber auch Selbsthilfeverbände eine wichtige Ressource dar, um den Sport von Menschen mit Sehschädigungen zu fördern. Aber nicht nur Sport hat positive Effekte. Auch ein generell aktiver Lebensstil mit körperlicher Bewegung wirkt sich positiv auf die psychosoziale Gesundheit und die Beschäftigungsfähigkeit der Zielgruppe aus. Im seinem Schlusswort unterstrich Matthias Nagel, dass die Erkenntnisse des Forschungsprojektes ein wichtiger Baustein für die Weiterentwicklung der beruflichen Rehabilitation seien. Daher werden die umfangreichen Ergebnisse der Studie unter Berücksichtigung der Workshop-Ergebnisse zur Zeit in einem wissenschaftlichen Abschlussbericht zusammengefasst sowie in einem Handbuch für die Praxis aufgearbeitet.